Maria Thrän: Immaterialität der Oszillation 2.0 – Dreiklang für vertikale Schwingungen, 2016

HfG-Rundgang-Preis 2016

Am 8. Juli 2016 wurde Maria Thrän mit dem Künstlerhilfe HfG-Rundgangpreis 2016 ausgezeichnet.

Sie erhielt den mit 2000 € dotierten Preis für ihre Arbeit Immaterialität der Oszillation 2.0 – Dreiklang für vertikale Schwingungen.

„Drei Klaviersaiten – unterschiedlich lang und stark – schwingen vertikal an drei verschiedenen Punkten im Raum. Sie verbinden je einer Säule mit der Decke. Ein disharmonischer Dreiklang ertönt aus den Lautsprechern – ein pulsierender, lebendig schwebender Sound. Für die Künstlerin Maria Thrän ist die Frage zentral, wie man einen Ton in eine analoge Sichtbarkeit übertragen kann, die räumlich erfahrbar ist. Die Klaviersaiten sind in je einer architektonischen Konstruktion aus Stahl und Beton gespannt und werden durch ein Feedback-System aus Elektromagneten angeregt und mit einem Tonabnehmer rückgekoppelt. Dadurch schwingen die Saiten auf und verschiedene Töne können digital abgenommen werden. Gleich einem Monochord macht die Installation akustische Phänomene wahrnehmbar – wie den Zusammenhang zwischen Tonhöhe und Saitenlänge, der Bildung von Obertönen, sowie der Resonanz und Schwingung – und lädt die Besucher*innen zu einer audiovisuellen Ortsbegehung ein. Durch hochfrequentierte LEDs werden diese Schwingungen optisch nachgezeichnet und so deren Amplituden visuell sichtbar gemacht. Dabei erscheint eine einzige vibrierende Saite als zwei, drei oder mehr stehende Wellen im Raum. Ist die Frequenz der LED mit der Saitenfrequenz synchronisiert, entsteht gar eine optische Täuschung – die Saite scheint an ihrem Ende still zu stehen. Ein Spiel mit unterschiedlichen Frequenzen ermöglicht es der Künstlerin, verschiedene visuelle Effekte erfahrbar zu machen und eine außergewöhnliche musikalische Stimmung zu erzeugen. Durch die Beobachtung und künstlerische Interpretation eines physikalischen Versuchsaufbaus wird bei Immaterialität der Oszillation 2.0 Klang visuell in Szene gesetzt und akustische Schwingungen für die Betrachter*innen zu einer herausragenden ästhetischen Erfahrung.“
Text: Carina Premer

Maria Thrän studiert in den Fächern Elektronische Medien (Prof. Alexander Oppermann) und Experimentelle Raumkonzepte (Prof. Heiner Blum).

Ein Video der ausgezeichneten Arbeit ist abrufbar unter vimeo.com/mariathraen
Kuratorin: Christiane Cuticchio